Im Rahmen des interdisziplinären Vertiefungstreffens mit Fachkräften aus den Bereichen Kinder-und Jugendhilfe, Jugendmigrationsdienst, Justiz und Polizei im Mai 2022 wurden die 6 Kernprinzipien eines trauma-informierten Versorgungsansatzes diskutiert. Es wurde gemeinsam überlegt, inwieweit sich zum einem die Justiz und zum anderen die Kinder-und Jugendhilfe traumainformierter aufstellen kann. Folgende Ergebnisse lassen sich für den Bereich der Kinder-und Jugendhilfe zusammenfassen:
Im Bereich der Sicherheit bleibt der Schutz der Mitarbeitenden noch sehr situativ. Gefährdungsanalysen sind vorgesehen und strukturell geregelt, werden jedoch in der Praxis noch nicht ausreichend umgesetzt. Zur Stärkung der physischen und emotionalen Sicherheit der Klient*innen gilt es, die räumliche Anordnung und das Geschlechterverhältnis in Hilfeplangesprächen zu berücksichtigen.
Im Hinblick auf Vertrauen und Transparenz gibt es Verbesserungsbedarf in der transparenten Darstellung der Hilfeplanschritte. Als hilfreiche Kommunikationsansätze wurden offene Fragen, Zuhören, Zusammenfassen und Erstnehmen genannt. Ferner solle mit den Klient*innen statt über die Klient*innen gesprochen werden.
Mit Bezug auf den Peer Support ist es anzudenken, das Angebot von Familienräten seitens des Jugendamtes weiter zu stärken und auszubauen.
Die Zusammenarbeit und Gegenseitigkeit kann durch die Förderung von Netzwerkarbeit gestärkt werden. Auch sind die Definition von Verantwortlichkeiten und die Entwicklung von Standards wichtige Voraussetzungen für eine konstruktive Zusammenarbeit. Ferner sollten Hilfeplangespräche im Team gut vor-und nachbereitet werden und Kolleg*innen regelmäßige Möglichkeiten der Intervision erhalten.
Eine Förderung von Empowerment, Mitsprachemöglichkeiten und Wahlmöglichkeiten der Klient*innen ist in § 4a des neuen Kinder-und Jugendstärkungsgesetz ausdrücklich erwähnt und erwünscht. Es sollte darauf hingearbeitet werdenm die Nutzer*innenperspektive starker mit einzubeziehen und ihre Mitgestaltung und ihr Expert*innenwissen als Bereicherung anzuerkennen. Wünschenswert wäre darüber hinaus die Einrichtung von Elternvertretungen und Jugendräten in allen Jugendämtern.
Schließlich ist die Berücksichtigung kultureller, historischer und geschlechtsspezifischer Fragen ein essentielles Element der traumainformierten Versorgung. Die verstärkte Zuwanderung in Folge der kriegerischen Auseinandersetzungen in Syrien und Afghanistan und die steigende Zahl an Ukrainer*innen und ihren Kindern führen zu neuen (post) migrantischen Familienkonstellation, die ein hohes Maß an Sensibilisierung erfordern.
The 6 core principles of a trauma-informed care approach were discussed at the inter-agency meeting with experts from the areas of child and youth welfare, youth migration service, justice system and police in May 2022. It was jointly considered to what extent the judiciary on the one hand and the child and youth welfare services on the other hand can position themselves in a more trauma-informed way. The following results can be summarized for the area of child and youth welfare:
In the area of safety, the protection of employees still remains very situational. Risk analyses are provided for and structurally regulated, but are not yet sufficiently implemented in practice. In order to strengthen the physical and emotional safety of the clients, the spatial arrangement and the gender ratio must be taken into account in assistance plan discussions.
With regard to trust and transparency, there is room for improvement in the transparent presentation of help plan steps. Open questions, listening, summarizing and taking clients’ concerns seriously were mentioned as helpful communication approaches. Furthermore, people should talk to rather than about clients.
With regard to peer support, it should be considered to further strengthen and expand the offer of family conferences (Familienrat) on the part of the youth welfare office.
Cooperation and mutuality can be strengthened by promoting networking. Defining responsibilities and developing standards are also important prerequisites for constructive cooperation. Furthermore, assistance plan discussions should be well prepared and followed up in the team, and colleagues should be given regular opportunities for intervision.
The promotion of empowerment, voice and choice of the clients is explicitly mentioned and desired in § 4a of the new Child and Youth Strengthening Act. Efforts should be made to include the users’ perspective more strongly and to recognize their participation and expert knowledge as an enrichment. Furthermore, it would be desirable to establish parent representatives and youth councils in all youth welfare offices.
Finally, consideration of cultural, historical, and gender issues is an essential element of trauma-informed care. Increased immigration as a result of the armed conflicts in Syria and Afghanistan and the increasing number of Ukrainians and their children lead to new (post) migrant family constellations that require a high degree of sensitization.